Freitag, 6. November 2015

がんばって! Japan und die "Gib dein Bestes" - Mentalität

Nun bin ich schon seit über 2 Monaten in Japan und wurde schon einige Male gefragt, was mir denn bereits am prägnantesten an der japanischen Kultur aufgefallen ist. Natürlich gibt es da eine Unmenge an erwähnenswerten Dingen, dennoch ist ein Wort was ich so gut wie täglich höre 
 がんばって (Ganbatte). Es heißt soviel wie "Gib dein Bestes" und wird hier oft als Equivalent für "Viel Glück" verwendet (Ein Ausdruck den in Japan eigentlich niemand benutzt). Die übliche Antwort ist  がんばります (Ganbarimasu) - Ich werde mein Bestes geben.

Hinter dieser zunächst schlichten Motivationsfloskel steckt in Wahrheit jedoch viel mehr. Sei es im Sport, im Unterricht, bei der Arbeit - Das Ziel ist hier stets sein Bestes zu geben. Welche Leistung im Endeffekt dabei heraus kommt mag dabei zweitrangig sein. Oder schroff gesagt: Kämpfen bis zum Umfallen - Dann aufstehen und weitermachen.

Besonders fällt einem das im Sport auf. Niemand wird hier einen Schüler schief ansehen, der kläglich im Sprint versagt, es trotzdem aber jedes Mal aufs Neue versucht sich über die Bahn zu quälen, egal wie sehr er auch scheitern mag. Vielmehr wird man ihm gratulieren und sagen, dass er eine starke Leistung abgeliefert hat, mit dem Ziel ihn zu motivieren. 

Diese Mentalität erklärt auch das für uns Westlern oftmals verwirrende Phänomen der Akzeptanz von schlafenden Schülern oder Angestellten. Es ist ein Zeichen sich bis zur absoluten Erschöpfung angestrengt zu haben und wird gerade bei Angestellten oft als sehr positiv angesehen. Einige Japaner täuschen daher sogar vor auf der Arbeit zu schlafen um einen besseren Eindruck zu machen. Kurios, aber nun erklärbar, nicht wahr?

Die positiven Seiten dieser Denkweise liegen auf der Hand. Anstatt dass nur diejenigen gefördert werden die ohnehin schon talentiert/stark/intelligent sind, wird versucht aus jedem Einzelnen das bestmögliche Potenzial herauszuholen. Japan ist eine gruppenorientierte Gesellschaft (vielleicht werde ich dazu auch nochmal was schreiben) und funktioniert nun mal nur wenn jeder gibt was er kann. 

Dennoch wird das ganze manchmal etwas übertrieben. Beispielsweise nehmen japanische Arbeiter so gut wie nie Urlaub aus Angst die Firma im Stich zu lassen, weswegen einige Chefs dazu übergegangen sind ihren Angestellten "Zwangsurlaub" zu verschreiben. Daher sind Feiertage in Japan unglaublich wichtig da sie die einzigen Tage sind an denen man sich ohne schlechtes Gewissen frei nehmen kann.

Gesundheitlich kann die Sache natürlich auch problematisch werden. Was wir "Burnout" nennen, darüber können die Japaner nur lachen. Überarbeitung ist hier schlichtweg Standart geworden. Das fällt auch in der Schule auf, ein Mitschüler von mir hatte sich auf dem Sportstag wirklich übel verletzt und ist quasi als halbe Mumie in die Schule gekommen. In Deutschland hätte man ihn wahrscheinlich unter 6 Wochen nicht wieder in den Sportunterricht gelassen, hier heißt es: Wird schon passen, がんばって (ihr erinnert euch) und so gut es irgendwie geht mitmachen.

Die "Gib dein Bestes" Mentalität hat also sicherlich ihre guten und schlechten Seiten. Trotzdem ist es eines der Dinge die Japan so besonders macht und etwas was man sich definitv genauer ansehen sollte um dieses Land ein kleines Stück besser zu verstehen.

Sonntag, 1. November 2015

Enoshima und Happy Halloween!

Ich war die letzten Wochenenden viel unterwegs und dachte mir daher, ich könnte mal wieder ein kleines Update schreiben.

Letzte Woche sind wir ans Meer, nach Enoshima gefahren. Das ist eine kleine Insel nahe der Ostküste Japans. Das großartige an Kawasaki ist, dass man einerseits in unter einer Stunde in Tokyo oder Yokohama, den zwei größten Städten Japans ist, auf der anderen Seite aber auch total schnell ans Meer oder in die Natur kann. Es ist einfach unglaublich praktisch!


 
Auf Enoshima gab es eine wunderschöne Aussicht zu bewundern, ein Weg führte einen über die ganze Insel, in einer Höhle war ein Drache, der die Insel bewachen sollte, es gibt nämlich eine Sage, dass sich einst ein Drache in eine Meerjungfrau von dieser Insel verliebt haben soll. Als Gegenzug für ihre Liebe schwor er, die Insel zu beschützen. Irgendwie schön, nicht wahr?





Das Essen war ebenfalls fantastisch, da der Fisch roh und natürlich frisch gefangen werden konnte habe ich hier den wahrscheinlich besten Thunfisch meines Lebens gegessen und ich kann ihn jedem den es mal hierhin verschlagen sollte nur empfehlen! Ganz zu schweigen von dem Blick den man aus dem Restaurant hatte.



















Danach sind wir noch ins Enoshima Aquarium gegangen, dort konnte man neben Riesenrochen, Quallen, Haien und anderen Fischen eine Delfinshow sehen, die wirklich unglaublich war, leider hat die Sonne zu stark gestrahlt für gute Fotos. Hier ist im Gegenzug ein Bild von einem Pinguin:







Eine Schildkröte ist mir auch über den Weg gelaufen. Sie wirkte... schwer beschäftigt.


So, genug davon, es war Halloween! Das ist in Japan ein riesen Event, was schon Wochen vorher mit riesigen Umzügen, Deko und Kürbissen gefeiert wird. Vor zwei Wochen war in Kawasaki eine Halloween Parade, die leider komplett an mir vorbeigegangen (no pun intended) ist. Da ich von Halloween in Japan aber trotzdem noch etwas sehen wollte habe ich mich am Samstag nach Shibuya aufgemacht, wo eine gigantische Anzahl an Menschen zu finden war. Die Shibuya Kreuzung ist ja als größte Kreuzung der Welt auch sonst kein besonders einsamer Ort, aber wenn sogar die Polizei Straßenabsperrungen machen muss, dann muss auch hier etwas besonderes los sein. Ich habe unglaublich viele Kostüme gesehen und zeige euch hier einfach mal die Bilder die ich gemacht habe:












Ab und an hatte ich das Gefühl dass die Leute mit denen ich Fotos gemacht habe mich interessanter fanden als ich sie, gerade die weibliche Fraktion (ein Phänomen was mich in Japan jedes Mal aufs Neue verwirrt).

Am Ende muss ich mich noch dafür entschuldigen (ja das lernt man in Japan ganz gut, sich entschuldigen), dass die Bilder nicht die beste Qualität haben, aber ich habe es schlichtweg nicht auf die Reihe bekommen meinen Kamera-Akku aufzuladen, sodass ich mit meinem Handy vorlieb nehmen musste.

Ich melde mich bald wieder!